Dr. Claudia Winterstein bei BA Nienburg

Pressemitteilung

FDP-Abgeordnete informiert sich über Fachkräftemangel  

Nienburg. Wichtige Anregungen für die kommende Herbstklausur der FDP- Bundestagsfraktion holte sich jetzt deren parlamentarische Geschäftsführerin Dr. Claudia Winterstein (Hannover) beim Besuch der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nienburg. Wie kann man junge Menschen für den Arbeitsmarkt besser qualifizieren und wie ältere Beschäftigte länger im Unternehmen halten? Diese und andere Fragen waren Thema des Besuches der Bundestagsabgeordneten.

FDP-Kreis-Chef Heiner Werner (Nienburg) hatte das Gespräch der Bundestagshaushälterin mit der BA Nienburg angeregt. Einen Wermutstropfen gab es dann auch gleich zu Gesprächsbeginn. Zukünftig werden solche Gespräche in Nienburg nämlich weitaus schwieriger zu organisieren sein. Bedingt durch die deutlich gesunkene Arbeitslosenzahl wird die BA-Organisation verschlankt. Harald Büge, Chef der Nienburger BA, erklärte, dass es künftig eine gemeinsame Einrichtung für die Landkreise Diepholz, Nienburg und Verden geben werde. Die Leitung wird am Standort Verden zentralisiert. Die Geschäftsstellen vor Ort bleiben zwar erhalten, die Öffnungszeiten werden jedoch eingeschränkt. Einige „Back-Office- Leistungen“ werden zudem zukünftig von einem zentralen Servicecenter in Lüneburg erledigt. Ein Grund für die deutliche Verschlankung der Arbeitsverwaltung ist die positive Arbeitsmarktentwicklung. Im bisherigen Einzugsbereich der BA Nienburg steht der Bezirk Stolzenau mit einer Arbeitslosenquote von nur noch 4,6 Prozent am besten da. Stellenweise könne man so schon von Vollbeschäftigung sprechen. Die Reform sei deshalb die logische Konsequenz aus den besseren Daten.

Bei der Diskussion über die Chancen junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt wurde deutlich, dass das Hauptproblem heute in der mangelhaften Sozialkompetenz liege. Dies war auch Ergebnis eines Gesprächs im Vorfeld des BA-Besuchs mit dem ehemaligen Nienburger Kreishandwerksmeister und heutigen Vize-Präsidenten der Handwerkskammer Hannover, Claus Jezek (Liebenau). Waren früher fast ausschließlich Defizite fachlicher Natur, beispielsweise Schwächen in Mathematik und Leseverständnis, hinderlich für die Beschäftigungschancen junger Menschen, so hapert es heute ganz woanders. Pünktlichkeit, einfachste Regeln im Umgang mit anderen Menschen, Motivation und Konzentrationsfähigkeit sind teilweise überhaupt nicht vorhanden. Selbst die nachsichtigsten Arbeitsgeber stoßen dann an ihre Grenzen, eine betriebliche Ausbildung wird unmöglich. „Wir müssen die gesellschaftliche Realität akzeptieren, dass einige Elternhäuser nicht mehr in der Lage sind, ihre Kinder zu erziehen“, so Heiner Werner, „das müssen dann andere nachholen. Leider.“ Gefragt seien gemeinsame Anstrengungen der Bildungseinrichtungen, der Arbeitgeber, der BA und auch der Kommunen. Möglichst frühzeitig müssten Probleme erkannt und entgegengewirkt werden. Nur so könne man erreichen, dass die Jugendlichen später überhaupt ausbildungsfähig werden.

Gerade auch ältere Menschen im Erwerbsleben zu halten, ist ein besonderes Anliegen der Abgeordneten Dr. Claudia Winterstein. Das „graue Gold“ müsse so gut es eben geht gehalten werden. Nienburgs BA-Chef Büge erklärte, dass gerade in der Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise die Unternehmen die freien Kapazitäten sinnvoll genutzt hätten, um ihre Beschäftigten weiter zu qualifizieren. Die heutige gute Auftragslage führe aber dazu, dass hierfür schlichtweg die Zeit in den Betrieben fehle. Mit Blick auf die demographische Entwicklung sei es heute mehr denn je wichtig, die Menschen solange wiemöglich im Erwerbsleben zu halten, weil geeigneter Nachwuchs in ausreichendem Umfang einfach nicht vorhanden sei.

Um künftige Lücken zu schließen, könnte man auch auf ausländische Fachkräfte zurückgreifen. Priorität hätten aber weiterhin die inländischen Kräfte, so die Position der BA, trotzdem sei man in manchen Branchen auf ausländische Kräfte angewiesen. Gerade in dienstleistungsintensiven Berufen, wie z.B. in im Gesundheits- und Pflegebereich, sei der Einsatz dieser Kräfte alternativlos. „Die Integration dieser Kräfte, über Sprachkurse und ähnliche Dinge“, so Werner, „muss aber noch verbessert werden.“ Das sei insoweit wichtig, weil diese ausländischen Fachkräfte gerne auch Wurzeln in Nienburg und Umgebung schlagen sollen. „Um der demographischen Entwicklung in der Mittelweserregion zu begegnen“, so Jörg Hille (Oyle), Vize-Chef des FDP-Kreisverbandes Nienburg, „sind wir auf den Zuzug von Menschen angewiesen. Gerne dürfen das auch Fachkräfte aus dem Ausland sein. Das ist eine Bereicherung für unsere Region.“

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