Milchkühe haben besseres Licht als Schüler

Pressemitteilung

Sozialausschussvorsitzender Roland Riese besucht Lebenshilfe

Nienburg. Der FDP-Gesundheitsexperte Roland Riese (Emden) besuchte jetzt die Lebenshilfe am Nienburger Südring. Riese, der auch Vorsitzender des Sozialausschusses des Niedersächsischen Landtages ist, informierte sich zusammen mit dem FDP-Kreistagsabgeordneten Heiner Werner (Nienburg) und FDP-Kreis-Vize Jörg Hille (Oyle) bei den beiden Geschäftsführern Margret Kuhlmann-Mau und Jochen Ruhmer-Emden über das gemeinnützige Sozialunternehmen mit derzeit etwa 1.250 Beschäftigten, davon rund 750 mit Behinderung.

„Die Lebenshilfe ist einer der größten Arbeitgeber im Kreis Nienburg“, machte der FDP-Kreistagsabgeordnete Heiner Werner (Nienburg) zu Beginn des von ihm organisierten Gesprächs deutlich. Der Sozialpolitiker Roland Riese zeigte sich beeindruckt von den vielfältigen Tätigkeiten der Nienburger Lebenshilfe von der Frühförderung bis hin zur Tagesstätte für Senioren. „Unser Ziel ist es, die Eigenständigkeit, ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderung, zu unterstützen und überall dafür zu werben“, umschrieb Geschäftsführerin Margret Kuhlmann-Mau die Tätigkeit der Lebenshilfe. „Wir möchten dabei helfen, dass Menschen mit und ohne Behinderung selbstverständlich und gleichberechtigt miteinander in dieser Gesellschaft leben“, so Kuhlmann-Mau. „Wir arbeiten eng mit Trägern der Sozialhilfe, Agentur für Arbeit, verschiedenen Fachinstitutionen, sozialen Gremien und Kostenträgern für Reha-Maßnahmen zusammen“, ergänzte Co-Geschäftsführer Jochen Ruhmer-Emden. Es findet eine Zusammenarbeit mit Industrie- und Handwerksbetrieben statt, indem eigene Produkte hergestellt, Dienstleistungen erbracht und Menschen mit Behinderung in Wirtschaftsbetrieben vor Ort begleitet werden. „Die Zufriedenheit mit unserer Arbeit ist groß“, freute sich Kuhlmann-Mau zu berichten, „in den letzten 26 Jahren konnte die Lebenshilfe viele neue Dinge anschieben und zum Erfolg führen.“

In Richtung Politik wünscht sich die Lebenshilfe mehr und vor allem früheres Engagement bei der Förderung behinderter Kinder. Obwohl bedingt durch den demografischen Wandel die Zahl der Kinder insgesamt abnimmt, nimmt die absolute Zahl der förderbedürftigen Kinder eben nicht ab. Ihr prozentualer Anteil an allen Kindern ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Problematisch sei vor allem, dass aufgrund negativer gesellschaftlicher Phänomene die Zahl der psychosozialen Probleme sehr stark wachse. „Sie müssen so früh wie möglich intervenieren“, appellierte Kuhlmann-Mau, „wir brauchen mehr Frühförderung.“

Die Umsetzung der „Inklusion“ im Landkreis Nienburg war dann das eigentliche Thema des Gesprächs mit dem Landtagssozialausschussvorsitzenden Riese. „Inklusion heißt auch, dafür zu sorgen, dass Kinder mit Behinderung irgendwann nicht mehr speziell integriert werden müssen, weil sie das durch gezielte Unterstützung von Beginn an sind“, so Ruhmer-Emden, „der Umgang mit Menschen mit Behinderung muss eine Selbstverständlichkeit werden.“ „Inklusion stellt letztlich eher die Gesellschaft vor Herausforderungen, nicht unbedingt die Menschen mit Behinderung“, ergänzte Kuhlmann-Mau.

Heiner Werner wusste aus Kreistag und Stadtrat zu berichten, dass es hier noch erheblichen Handlungsbedarf gibt. „Kinder mit Defiziten beim Sehen und Hören muss eine barrierefreie Teilhabe am Unterricht ermöglicht werden“, so Werner, „leider ignorieren viele Politiker, Verwaltungen und auch Architekten neue Erkenntnisse in Sachen lernfördernde und präventive Schulgestaltung konsequent.“ In anderen Bereichen hat man hingegen gemerkt, dass Investitionen in gute Raumgestaltung sich lohnen. So wissen moderne Landwirte heute, dass Kühe mehr Milch geben, wenn die künstliche Beleuchtung im Stall von den Farbwerten her dem Tageslicht ähnelt. Schüler aber im fahlen Licht einer flackernden Leuchtstoffröhre zu unterrichten, wird hingegen als unproblematisch angesehen. „Das Licht im Stall ist besser als das im Klassenraum“, kritisiert Heiner Werner, „gute Lösungen wie die vom Verein LuPS gestalteten Klassenräume in der Grundschule Steimbke sind immer noch die Ausnahme, leider.“

Auch nach der Schule bräuchten die Menschen mit Behinderung eine Perspektive. „Wir brauchen für diese Menschen einen 2. Arbeitsmarkt mit teilgeförderten Arbeitsplätzen auf Dauer“, gab Heiner Werner dem Landtagsabgeordneten Riese mit auf den Weg, „das sorgt für eine Zufriedenheit und Wertschätzung der Betroffenen und sorgt tatsächlich für eine Integration statt Ausgrenzung, die leider immer noch gesellschaftliche Realität ist.“ „Das ist vollkommen richtig, was sie sagen“, pflichtete Ruhmer-Emden bei, „das muss das Ziel sein.“

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