Hibben / Stolzenau. Mit dem „Aktionsbündnis gegen den Kiesabbau“ und ihrem Sprecher Heinz Thielker (Hibben) trafen sich jetzt Vertreter der Kreis-FDP zusammen mit dem agrarpolitischen Sprecher der FDP-Landtagsfraktion Hermann Grupe (Holzminden). Thema war der Kiesabbau im Nienburger Südkreis.
Heinz Thielker schilderte mit seinen Mitstreitern die einschneidenden Auswirkungen des Rohstoffabbaus im Bereich Stolzenau. Bislang führen fünf Straßen nach Hibben, „wenn es schlecht läuft, dann bleibt davon nur noch eine und wir werden zur Halbinsel.“ Etwa sieben Hektar Ackerfläche gehen in Niedersachsen täglich verloren, „für Straßen- und Wegebau, Neubaugebiete, als Ausgleichsflächen und eben auch für den Rohstoffabbau.“ Anhand der menschengemachten Seenlandschaft im Nienburger Südkreis werde diese Entwicklung besonders deutlich, „1.200 Hektar Land sind hier schon verloren, weitere 800 Hektar sollen noch hinzukommen“, befürchtet Thielker.
Eine Entwicklung, die auch Herman Grupe nicht kalt lässt. Der Landtagsabgeordnete, der selbst Landwirt ist, warb für die Ausweisung von „Vorranggebieten für Landwirtschaft“, die heimische Nahrungsmittelsicherung werde sonst langfristig gefährdet. „Wenn ertragreiches Ackerland durch Rohstoffabbau verloren geht, dann soll wenigstens die Kompensation nicht auch noch durch Entzug von weiteren Ackerflächen geschehen“, fordert Grupe, „hier muss ein Umdenken erfolgen.“ Im Übrigen sei es befremdlich, krampfhaft zu versuchen „mit Maßnahmen in Deutschland die ganze Welt retten zu wollen, schließlich ist das Klima weltumspannend und nicht nur hier.“
Insgesamt müssten sich alle Verantwortlichen über das eigene Handeln im Klaren sein. „Am selben Tag fordern die Grünen weniger Kiesabbau und gleichzeitig den Bau eines riesigen Beton-Bahntunnels“, wundert sich FDP-Kreistagsfraktionsvorsitzender Jörg Hille (Oyle), „und bei der OBS Marklohe werden hartnäckig Betondächer eingefordert, obwohl in Teilbereichen auch eine nachhaltigere Holzkonstruktion möglich wäre.“ Bundestagskandidat Anton van den Born (Loccum) mahnte an, sich in Sachen Nachhaltigkeit stärker an den Niederlanden zu orientieren.
Für die Einführung von Anreizsystemen für die Industrie sprach sich FDP-Kreis-Vize Dr. Bernd Leweke (Husum) aus. „Ziel müssten weit höhere Recyclingquoten bei Baustoffen und neuartige Baustoffe sein, um viel weniger Sand und Kies zu benötigen.“ Dieses Ansinnen wird auch vom Aktionsbündnis ausdrücklich unterstützt. Weiter fordert das Bündnis, dass bei der anstehenden Änderung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) die für den Kiesabbau vorgesehenen Flächen der Landwirtschaft vorbehalten bleiben. Aus Vorsorgegebieten für Kiesabbau dürften jetzt keine Vorranggebiete werden.
Wichtig für die FDP ist, dass insgesamt möglichst viel Ackerfläche erhalten bleibt und eine Nachnutzung der Abbaugebiete „im Sinne der Anwohner“ erfolgt. So wäre beispielsweise zu prüfen, ob der ehemalige Stolzenauer Könemann-See an der Weser einer touristischen Nutzung (z.B. Marina) zugeführt werden kann. „Nur Naturschutzgebiete auszuweisen und hiermit zusätzlich Fraßschäden auf den umliegenden Ackerflächen zu provozieren“, so Hille, sei nicht die Lösung. „Am Ende muss es einen Kompromiss geben“, so Grupe, „mit dem alle noch gut leben können.“ Im Landtag werde er sich entsprechend einsetzen.
Der FDP-Agrar-Experte Hermann Grupe (3.v.l.) war zusammen mit Vertretern der Kreis-Nienburger FDP zu Gast beim Hibbener „Aktionsbündnis gegen den Kiesabbau“ mit ihrem Sprecher Heinz Thielker (4.v.r.).