PRESSEMITTEILUNG
Nr. 08/2014 vom 24.08.2014
Die FDP fordert Beibehaltung des Elternwillens
Hille: „Vertrauen ins Schulsystem statt ideologische Experimente“
Nienburg. Einen regen Austausch gab es jetzt beim Fachgespräch „Die Umsetzung der Inklusion in Niedersachsen – auf dem Weg zum Erfolg oder zum Scheitern verurteilt? – Eine Zwischenbilanz nach einem Jahr Erfahrung aus der Region Nienburg.“ Zu diesem Fachgespräch hatte die Nienburger FDP in das Forum des Nienburger CJD eingeladen.
Zu Beginn erläuterte der FDP-Kreistagsabgeordnete Heiner Werner die Beschlusslage im Landkreis Nienburg sowie die in Hannover diskutierten Veränderungen in Bezug auf die Situation der Förderschulen. Dabei wurde deutlich, dass mit den politisch bedingten rückläufigen Schülerzahlen die Standorte der Förderschulen „Lernen“ bis 2020 aufgegeben werden sollen.
Dr. Peter Wachtel, langjähriger Referent für sonderpädagogische Förderung im Niedersächsischen Kultusministerium, machte deutlich, dass 2012 eine umfassende Schulgesetzänderung von der damaligen CDU/FDP-Regierungskoalition zusammen mit der SPD im großen parlamentarischen Konsens beschlossen wurde. Dieser Konsens sei durch den Regierungswechsel nun gefährdet. Die Einführung der Wahlfreiheit bei der Inklusion sei ein richtiger und wichtiger Beschluss bei dem langen Prozess der Teilhabe aller am gesellschaftlichen Leben.
Reinhardt Fricke, Vorsitzender des Verbandes Sonderpädagogik Niedersachsen e.V., sieht in der Weiterentwicklung der Inklusion auf regionaler Ebene die größten Chancen für eine gute Umsetzung der Inklusion. Allein dadurch, dass der Förderbedarf „Sprache“, der lediglich 9.000 Kinder und Jugendliche in ganz Niedersachsen betrifft, mit in die Diskussion genommen worden ist, habe eine große Verunsicherung und unnötige Unruhe in die Elternschaft gebracht.
Die größte Herausforderung ist aber die Beschulung von Schülern mit einem emotionalen und sozialen Förderbedarf. Die jetzigen Ressourcen reichen bei weitem nicht aus. Dies war der Konsens der anwesenden Eltern und Lehrer, die jetzt auf ein Jahr Erfahrung mit dem Schulgesetz zurückblickten. Die Stundenzuweisung für den Förderbedarf sei zu gering und die Qualifikation der Lehrkräfte für die auf sie zukommenden Aufgaben nicht ausreichend. Angemahnt wurde, dass Lehrgänge keine komplette akademische Ausbildung ersetzen könnten.
Ein weiteres Problem sei der unkoordinierte Einsatz von Integrationshelfern in Niedersachsen. Eine Lehrerin brachte es auf den Punkt: „Es wird gespart, die Ressourcen stehen nicht im ausreichendem Maße zur Verfügung, die Qualität leidet, wir Lehrkräfte werden im Stich gelassen, viele Stunden gehen für Fahrtzeiten der Lehrer drauf und die Schüler bleiben auf der Strecke.“
Am Ende der Veranstaltung stand für die FDP Nienburg fest, dass sie weiter zur Inklusion steht, aber das dies ein langer Prozess sei bei dem alle Beteiligten mitgenommen werden müssen. Als Qualifizierung für die Lehrkräfte ist aus Sicht der FDP ein richtiges Zusatzstudium und eben kein Wochenendkurs erforderlich. Die Vergütungen sowie die Arbeitsbedingungen müssen entsprechend verbessert werden. Weiterhin sollten die Lehrkräfte von einigen administrativen Aufgaben entlasten werden, damit sie wieder mehr Zeit für die Schüler haben. „Eine Inklusion kann nur vor Ort und unter Beteiligung aller gelingen“, so Heiner Werner. „Vor allem aber darf die Wahlfreiheit der Eltern nicht weiter eingeschränkt werden. Die geplante Abschaffung der Förderschulen sowie Sprache Lernen und die Zwangsinklusion in das Regelschulsystem zum jetzigen Zeitpunkt ist der völlig falsche Weg und schadet nur den Kindern und Jugendlichen!“ „Kinder, Eltern und Lehrkräfte bei uns im Landkreis brauchen Vertrauen in das Schulsystem und nicht das Gefühl Teil eines ideologischen Experimentes zu sein“, mahnte der stellvertretende FDP Kreisvorsitzende Jörg Hille (Oyle) an.