Lambsdorff bei Bio-Tech-Unternehmen Chr.Hansen

PRESSEMITTEILUNG
Nr. 07/2015 vom 13.02.2015

Lambsdorff: „Forschungsskepsis ist leider weit verbreitet“ / FDP-Europapolitiker bei Bio-Tech-Unternehmen Chr.Hansen in Nienburg

Nienburg. Besuch aus Brüssel bekam jetzt der Nienburger Standort des dänischen Chr.Hansen-Biotechnologiekonzerns. EU-Parlamentsvizepräsident Alexander Graf Lambsdorff informierte sich dort über die Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten.

FDP-Bezirkschef Heiner Werner (Nienburg), der zusammen mit seinem Kreis-Vize Jörg Hille (Oyle) den Besuch vorbereitet hatte, freute sich, dass auch die gesamte FDP-Fraktion in der Hannoveraner Regionsversammlung am Informationsaustausch teilnahm. Bernhard Klockow (Barsinghausen), heute Vorsitzender der Regionsfraktion, war in seiner Zeit als Leiter des Gewerbeaufsichtsamtes Hannover am Aufbau des Nienburger Unternehmensstandortes im Nienburger Industriepark-Nord beteiligt.

Chr. Hansen beschäftigt weltweit rund 2.500 Mitarbeiter, davon 111 am Standort Nienburg, wo die Entwicklung, Vertrieb und Verwaltung für Deutschland gebündelt ist. Viele hochqualifizierte Fachkräfte sind hier tätig. Der börsennotierte Konzern mit Zentrale in der Nähe der dänischen Metropole Kopenhagen bietet Kulturen, Enzyme sowie Probiotika für die Nahrungsmittel-, Pharma- und Agrarindustrie. Ein weiteres Spektrum sind natürliche Farben und färbende Lebensmittel. „Auch in ihrem Kühlschrank zu Hause dürfte sich etwas von Chr. Hansen finden“, erklärte der Deutschland-Geschäftsführer Thomas Reiner den Besuchern.

In Nienburg werden vor allem fermentativ produzierte Milchgerinnungsenzyme wie Chymosin als Alternative zum begrenzt vorhandenem tierischen Lab hergestellt. „Etwa 60 Prozent aller in den USA produzierten Käse werden mit Chymosin aus Nienburg hergestellt“, machte Reiner die Marktposition von Chr. Hansen deutlich. Auch in Deutschland setzen sich diese Milchgerinnungsenzyme durch, da so deutlich mehr Käse aus der Milch gewonnen werden kann. Die in Nienburg hergestellten Enzyme haben seit 1997 etwa 157 Millionen Kälbermägen ersetzt, konnte Reiner berichten.

Die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Gentechnik liegt Thomas Reiner sehr am Herzen. Alexander Graf Lambsdorff, der auch Mitglied im Handelsausschuss ist, pflichtete ihm bei, „die Forschungsskepsis ist leider weit verbreitet in Deutschland“, dabei sei Deutschland „als Wissensstandort auf High-Tech angewiesen“. „Durch gesellschaftliche Ablehnung werden wir Forschung nicht verhindern, sondern nur ins Ausland verlagern“, machten die Freidemokraten die Lage für innovative und forschungsintensive Unternehmen in Deutschland deutlich. Gerade die „weiße Gentechnik“ bietet nach Meinung Reiners große Chancen, um die Nahrungsmittelqualität und –ausbeute weltweit signifikant zu verbessern.

Auch im Bereich der Probiotik in Lebensmitteln wünschte sich Reiner ein Umdenken auf EU-Ebene. Durch die so genannte „Health-Claim-Verordnung“ hat man Lebensmittelproduzenten praktisch gleiche Standards wie der Pharmabranche aufgelastet. „Sehr aufwändige und kostspielige klinische Studien müssen die gesundheitsfördernde Wirkung von probiotischen Stämmen nachweisen“, so Reiner, „das ist europaweit noch niemanden gelungen.“ Graf Lambsdorff erklärte, dass die EU beim Erlass der Verordnung über gesundheitsbezogene Aussagen „eher Produkte wie Nimm 2-Bonbos im Fokus“ standen. Die Verordnung sei so leider wieder ein Beispiel für „gut gemeint, aber schlecht gemacht.“ Das sieht auch Reiner so, denn während der Absatz probiotischer Produkte in der EU zurückgehe, explodiere die Nachfrage in Asien und vielen Nicht-EU-Ländern regelrecht.

Auf die Zukunft angesprochen, erklärte Reiner gegenüber dem EU-Abgeordneten, dass ein Schwerpunkt der Entwicklung weiterhin Probiotika für die menschliche Ernährung sind, Probiotika im Bereich der Tierernährung und als neues Gebiet mikrobiologische Wachstumsförderer für den Pflanzenbereich. „Wenn die Tiere gesünder ernährt werden, dann kann der Einsatz von Tierarzneimitteln mit allen seinen negativen Wirkungen zu großen Teilen reduziert werden.“ Auch im Bereich der Pflanzengesundheit wird es ähnliche Entwicklungen geben. „Es wäre schön, wenn der Nienburger Forschungs- und Produktionsstandort von dieser Entwicklung profitieren könnte“, sagte FDP-Bezirks-Chef Heiner Werner zum Abschluss des Abgeordnetenbesuchs.